Kategorie

Datum

Sonntag, 09. August 2020

Uhrzeit

18:00 - 20:00 Uhr

Theater Nordstadt: Vom Klang der Zeit_ Szenische Lesung mit Musik

VOM KLANG DER ZEIT Ihr habt die Uhren — Wir haben die Zeit!
Die Bedeutung dessen, was die Menschen >Zeit< nennen, erschließt sich uns am ehesten von ihrer Begrenztheit als Lebens-Zeit: Prima, quae vitam dedit, hora, carpsit.(Die erste Stunde, die uns das Leben gab, nahm uns des Lebens erste Stunde.) (Horaz)
Der Mensch ist das Wesen, das sich seiner Vergänglichkeit bewusst ist. Dieses Bewusstsein zwingt ihn in einen Zeitrahmen, den er mit Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft zu benennen und zu füllen versucht, wobei diese Zeitorientierungen, je länger er darüber nachdenkt, in ihren Konturen verschwimmen. Wie lang ist die Gegenwart, ein Augenblick? 1 Sekunde? Eine Stunde? „Uns gehört nur die Stunde. Und eine Stunde, wenn sie glücklich ist, ist viel“, so Theodor Fontane.
Allein der Mensch ist gegenwartsfähig, aber diese Gegenwartsfähigkeit macht ihn zugleich anfällig für die Sorge, was zukünftige Gegenwärtigkeit für ihn bereit halten mag. Diese Unwissenheit,was die Stunde geschlagen hat, und das Bewusstsein zugleich, dass da etwas kommt, auf ihn zukommt, drängt ihn dazu, Zeit zu strukturieren und damit >planbarer< zu machen. Zunächst dienten ihm die natürlichen und kosmischen, zyklisch wiederkehrenden Zeitläufte wie die Jahreszeiten, der Lauf der Gestirne, die Gezeiten der Meere als Orientierungshilfe im Wechsel der Zeiten. Zusätzlich suchte der Mensch nach einem >präziseren<, eigenen Maß, um dem schicksalhaft-fremdbestimmten Dasein mit eigenen Maßstäben begegnen zu können. Mit der Erfindung der Uhr wird eine lineare, chronische, planbarere Taktgebung der Lebens- und vor allem Arbeitszeit möglich. Zeit wird – wie Geld – zu einem abstrakten Tauschmittel in einer rationalisierten und durchplanten Welt: Zeit ist Geld, und so steht der moderne Mensch vor dem Paradox: er hat eine Uhr, aber keine Zeit…
Was auch aus anderer Perspektive nicht weiter erstaunlich ist, – denn seit Zeiten beschäftigen Menschen sich mit der Frage, ob es so etwas wie „Zeit“ überhaupt gibt oder letztlich nur ein -menschliches- Konstrukt sei, um etwas, das sich nicht greifen lässt, gleichsam zwischen den Fingern zerrinnt, sprachlich und gedanklich zu fassen. Die Metapher vom >Fluss der Zeit< begleitet uns von dem Vorsokratiker Heraklit(panta rhei) bis in die Poesie unserer Tage (>…während unter dem Brückenbogen die Zeit rauscht<, Günter Eich).
Und man begegnet ihr, greif- und begreifbarer, in den von uns geschaffenen Gegenständen und Kunstwerken: entzifferbar als durch menschliche Arbeit geronnene Zeit: wie sich dann auch manifestiert und uns begegnet in Museen, auf Speichern, in den Seiten von Büchern, die man auch als Zeitmagazine betrachten kann. Bilder, Musik, Bücher, Texte: Sie laden ein, sich einzulassen auf einen anderen Rhythmus der Zeit, wo sich Gegenwart dehnt an der Nutz-Losigkeit gestapelter Dinge, entflüssigter Zeit. Bei dieser Lesung halten dann das flüchtige, philosophische und poetische Wort eine Zwiesprache mit den Tönen der Musik.
Eintritt: 5,-€ / HannoverAktivPass 2,-€
Bitte über das Kontaktformular des Theater Nordstadt voranmelden!
Die Lesung findet unter Berücksichtigung unserer Hygieneregeln statt. Bitte machen Sie sich mit diesen im Vorfeld der Veranstaltung vertraut.


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